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Klimaresiliente Wälder können nur bei angepassten Wildbeständen entstehen.

Wir möchten mit dieser zweitägigen Veranstaltung der jüngsten Forschung ein Forum geben (biowildprojekt.de), einen selbstkritischen Blick auf uns Jägerinnen und Jäger richten und in der Praxis zeigen, wie Jagd den Wald verändern kann.

Rheinland-Pfalz: Ein wildreiches Bundesland

“Rheinland-Pfalz gehört zu den wildreichsten Bundesländern. Jährlich kommen zwischen 130.000 und 200.000 Rehe, Hirsche, Wildschweine und Muffelschafe zur Strecke. Und es ist zu erwarten, dass die Zahlen weiter steigen, denn das Wild profitiert vom Klimawandel.” Thomas Boschen

Hitzesommer, Trockenheit, Borkenkäfer, Stürme. Auch in Rheinland-Pfalz sind ausgedehnte Waldflächen vernichtet. Der Klimawandel schlägt seine ersten Schneisen. Doch Natur kann viele Wunden heilen. Der Wald kann sich erneuern. Aus eigener Kraft - artenreich, klimastabil, wertvoll für Eigentümer und Gesellschaft. Doch überhöhte Wildbestände (Rehe, Hirsche, Muffelschafe) verhindern dies in weiten Teilen des Landes.

Die Debatten darüber dauern seit Jahrzehnten an. Heute jedoch, bei den alarmierenden Schäden und der fortschreitenden Klimaerwärmung, den massiven Verlusten an Artenvielfalt müssen wir erkennen: Unser Wald braucht eine Atempause, damit er sich erneuern und an das veränderte Klima anpassen kann. Die Jagd muss dazu beitragen.

Jagd muss Verantwortung übernehmen für die Zukunft unserer Wälder.

Zwei Tage lang widmeten sich mehr als 150 Vertreterinnen und Vertreter aus Wissenschaft, Jagdorganisationen, Waldbesitzer, Politik und Kommunen, Umweltverbänden und Behörden der Zukunft unserer Wälder in Rheinland-Pfalz. Mit der Tagung hat  der Ökologische Jagdverband an diesem Wochenende im Soonwald (Hunsrück) der jüngsten Forschung ein Forum geben, einen selbstkritischen Blick auf Jägerinnen und Jäger richten und vor Ort in der Praxis gezeigt, wie Jagd den Wald verändern kann.

Zur Eröffnung erläuterte Klimaschutzstaatssekretär Dr. Erwin Manz die anstehende Novellierung des Landesjagdgesetzes im Hinblick auf die Schaffung klimaresilienter Wälder und betonte: 

„Bei der Fortentwicklung des Jagdgesetzes geht es um den Erhalt eines der wertvollsten Ökosysteme, welches infolge der Klimaerhitzung unsere Unterstützung braucht. Wir alle - die Politik, die Waldbesitzenden, die Behörden und Jägerinnen und Jäger - sind in der Verantwortung, diese Unterstützung auf unterschiedlichem Wege zu leisten!“

ÖJV-Vorsitzender Thomas Boschen betonte, Rheinland-Pfalz gehöre zu den wildreichsten Bundesländern. Jährlich kommen zwischen 130.000 und 200.000 Rehe, Hirsche, Wildschweine und Muffelschafe zur Strecke. Und es sei zu erwarten, dass die Zahlen weiter steigen, denn das Wild profitiere vom Klimawandel.

„Wir brauchen uns um die Zukunft von Rot- und Rehwild keine Sorgen machen. Vielmehr wird es eine Herausforderung für Jägerinnen und Jäger, sie auf waldverträgliche Dichten zu bringen und zu halten,“

sagt Thomas Boschen. Sorge müsse man sich machen um die Wälder in Rheinland-Pfalz. Hitzesommer, Trockenheit, Borkenkäfer, Stürme. Auch in Rheinland-Pfalz sind ausgedehnte Waldflächen vernichtet. Der Klimawandel schlägt seine ersten Schneisen.

„Es ist so dramatisch, dass wir uns Sorgen machen müssen um unsere künftigen Lebensgrundlagen.“ 

 Der Wiederaufbau und Erhalt natürlicher Mischwälder werde nur gelingen, wenn Jägerinnen und Jäger ihren Beitrag leisten. „Wir müssen Machen und nicht nur reden und klagen.“

Bruno Hespeler (Berufsjäger, Autor und Journalist) wird während der Tagung einen selbstkritischen Blick auf die Jägerschaft werfen und die Finger in die Wunden legen. Sein Buch „Jäger Wohin“, das 1990 erschienen ist, wirft einen kritischen Blick auf das Jägerdasein. Es ist heute noch so aktuell wie damals.

von links: Dr.Torsten Vor; Dr. Erwin Manz, Claudia Jordan-Fragstein; Thomas Boschen; Prof. Dr. Michael Müller, Bruno Hespeler.

Der ÖJV will dazu beitragen die Diskussion zur Fortentwicklung des Landesjagdgesetzes zu versachlichen.  Die Ergebnisse aus der jüngsten Forschung (BioWild-Projekt) sollen dazu beitragen, die komplexen Zusammenhänge zwischen Wildeinfluss und Vegetation wissenschaftlich fundiert aufzuzeigen und Hinweise geben, welche Jagdmodelle zielführend sind. 

Vorträge und Exkursionen

  • Bruno Hespeler

    Berufsjäger und Jagdautor,  Journalist, Berater
     

    Vorträge
    Freitag:  “Die Jagd braucht ein neues Leitbild - der Hegebegriff auf dem Prüfstand”

    Vortrag auf Youtube

    (als .pdf)
    Tiefgreifende Veränderungen des Weltklimas sind nicht mehr zu leugnen, ebenso dessen Einfluss auf die Wälder. Wie diese aussehen werden, wissen wir nicht. Sicher ist hingegen, dass die Wälder – ob wir wollen oder nicht – die Jagd bestimmen werden. Das gilt hinsichtlich der Möglichkeiten, die der Jäger (noch) haben wird, wie jener, die ihm die Gesellschaft lässt oder aufzwingt.
    Samstag: “Jäger wohin?” 

    Vortrag auf Youtube

    (als .pdf)
    Bruno Hespeler auf Wikipedia. 

     

  • Dr. Erwin Manz

    Dr. Erwin Manz

    Umweltstaatssekretär Ministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie und Mobilität Rheinland-Pfalz, Mainz.

    Vortrag auf Youtube

    Vortrag: Die Novellierung des Landesjagdgesetzes in RLP (als .pdf)
    Mit dem Regierungsentwurf zur Novellierung des Landesjagdgesetzes macht sich Rheinland-Pfalz auf den Weg, eines der modernsten, wenn nicht das modernste Jagdrecht der Republik zu implementieren. Der Gesetzentwurf greift die immer stärker sichtbar werdenden Folgen des Klimawandels auf und eröffnet eine bessere Unterstützung der Waldentwicklung durch jagdliches Management.
    Link zum Gesetzentwurf

  • Hochschule für Angewandte Wissenschaft und Kunst / HAWK Göttingen

    Dr. Torsten Vor

    HAWK Hochschule für Angewandte Wissenschaft und Kunst

    Vortrag: Einfluss von Schalenwildbeständen auf die Vegetation und den Aufbau klimaresilienter Wälder 

    Vortrag auf Youtube

    (als .pdf)
    Untersuchungen auf Weiserflächen ergaben nach vier Jahren keinen signifikanten Effekt des Schalenwilds auf Pflanzenartenzahlen insgesamt und auf die Artenzahl sowie die Dichte von Gehölzen kleiner 20 Zentimeter Höhe. Neben dem Biomassenzuwachs aller Pflanzenarten waren jedoch Dichte und Artenzahl der Gehölze größer als 130 bis 500 Zentimeter Höhe ohne Schalenwildeinfluss signifikant höher. Diese Entmischung in der Jungwuchsphase erschwert den Umbau hin zu resilienteren Mischwäldern.

  • Prof. Dr. Michael Müller

    Prof. Dr. Michael Müller

    Leiter der Professur für Waldschutz, 
    Institut für Waldbau und Waldschutz Technische Universität Dresden.

    Vortrag: Zielorientierte Jagd im Wald und Ergebnisse aus dem BioWild-Projekt:

    Vortrag auf Youtube

    (als .pdf)
    Im BioWild-Projekt wurden u. a. die pflanzliche Biodiversität (Uni Göttingen), Wirkungen von Jagdregimen und Veränderungen von Waldstrukturen (TUD) sowie Auswirkungen von Wild auf die Rentabilität und Ökosystemleistungen untersucht (TUM). Im Beitrag werden den Ergebnissen des Biowildprojekts (Teil TUD) einige Grundsätze und Ergebnisse der zielorientierten Jagd im Wald vorangestellt. 
    Aktuell: Forschungsprojekt WiWaldi (Wild-Wald-Innovation)
    Auftaktveranstaltung „Wild-Wald-Innovation" (WiWaldI) in Dessau — Professur für Waldschutz — TU Dresden (tu-dresden.de)

  • WiWaldI — Professur für Waldschutz — TU Dresden (tu-dresden.de)

    Claudia Jordan-Fragstein

    Doktorandin und wissenschaftliche Projektmitarbeiterin Institut für Waldbau und Waldschutz Technische Universität Dresden.

    Vortrag: Zielorientierte Jagd im Wald und Ergebnisse aus dem BioWild-Projekt

    Vortrag auf Youtube

    (als .pdf)
    Bisher ist für die Herleitung der Abschusshöhe in einigen Ländern die Grundlage noch immer die geschätzte Stückzahl Wild pro 100 Hektar. Beim Rehwild liegt der Schätzfehler bei 300 Prozent und mehr. Daher ist diese Grundlage völlig ungeeignet für eine seriöse Aussage über das Verhältnis von Waldverjüngung und Wildbesatz. Viel besser eignet sich hierfür der Zustand der Vegetation. Die Bewertung von habitatangepassten Schalenwildbeständen sollte sich daher am Vegetationszustandes und Vegetationsverjüngungsergebnisses der Zielarten ausrichten.