15. Mai 2025
Zur Einbringung der Jagdrechtsnovelle in den Landtag erklärt Thomas Boschen, Vorsitzender des Ökologischen Jagdverbandes Rheinland-Pfalz (ÖJV): Wir sehen die Jagdrechtsnovelle positiv.
Es gibt Bedarf an Modernisierung
Verbesserter Tierschutz in der Hundeausbildung und der Fallenjagd, Verzicht auf bleihaltige Munition, die Pflicht, den Waffengebrauch und die Treffsicherheit zu trainieren: Das sind moderne Standards, nach denen Tausende Jägerinnen und Jäger in Deutschland bereits seit Jahren handeln. Es ist richtig, diese Standards ins Gesetz aufzunehmen. Jagd ist auch mit dem Wandel der Natur fortzuentwickeln, beispielsweise durch veränderte Jagdzeiten bei den immer früher beginnenden Vegetationsperioden.
Viele Jägerinnen und Jäger handeln bereits seit Jahren in diesem Sinne. Maßgebend sind Gemeinwohlorientierung und ökologische Zusammenhänge, nicht Einzelinteressen von Jagdpächtern. Jagd ist ein gleichberechtigter Naturnutzer neben Landbau, Fischerei, Waldbau und Weinbau und eben nichts Elitäres.
Unser Jagdverband sieht die Jagdrechtsnovelle in Rheinland-Pfalz ausdrücklich positiv
Dem jetzt vorgelegten Entwurf war ein intensiver Beteiligungsprozess vorausgegangen, an dem sich auch der Ökologische Jagdverband konstruktiv beteiligt hat. Wir sind zufrieden, auch wenn wir nicht in allen einzelnen Punkten zustimmen. Auch die großen Umweltverbände wie BUND, NABU und die Arbeitsgemeinschaft Naturgemäße Waldwirtschaft (ANW) begrüßen die Modernisierung.
Seit Mitte der 70er Jahre rückt der Ökologische Jagdverband (ÖJV) in Deutschland die natürlichen Zusammenhänge in der Natur in den Vordergrund und setzt damit andere Schwerpunkte als die traditionellen Verbände. Deren Kritik an der Gesetzesnovelle derzeit ist nicht angemessen, in weiten Teilen sachlich unangemessen und verweigert sich den veränderten Bedingungen in Natur und Gesellschaft. Zudem vertritt der Landesjagdverband bei weitem nicht alle Jägerinnen und Jäger in Rheinland-Pfalz.
Jahrhundert-Aufgabe Waldumbau
Eine für die Gesellschaft und kommende Generationen wichtigste Aufgabe ist die Wiederbewaldung und der Aufbau klimastabiler Mischwälder mit ihren überlebenswichtigen Funktionen wie Hochwasserschutz, Trinkwasserquelle, Artenvielfalt und nachwachendem Rohstoff. Nur mit engagierten Jägerinnen und Jägern wird das gelingen. Denn die natürliche Wiederbewaldung scheitert vielerorts an zu hohen Beständen von Rehwild, Hirschen und Muffelschafen. Deren Zahl übersteigt die Lebensraumkapazitäten deutlich. Zäune und Plastikröhren, die junge Bäume vor dem Wildverbiss schützen müssen, sind das Indiz dafür, ebenso wie die Anzahl der Wildunfälle an Straßen.
Kommende Generationen werden uns Jägerinnen und Jäger daran messen, ob wir unsere gesellschaftliche Aufgabe erfüllt haben: den Aufbau klimastabiler Mischwälder maßgeblich zu unterstützen.